Vitamin B9 (Folsäure)
Definition
Folsäure (auch Vitamin B9, Vitamin B11 oder Vitamin M) gehört zu den wasserlöslichen Vitaminen und kommt vor allem in grünen Pflanzenblättern vor; daher auch der Name von lat. folium (=Blatt).
Folsäure muss mit der Nahrung zugeführt werden, denn der menschliche Organismus kann dieses für ihn essentielle Vitamin nicht selbst herstellen. Vor allem bei erhöhtem Alkoholkonsum, der Einnahme von empfängnisverhütenden Mitteln, einer Erkrankung des Dünndarms oder der Leber kann ein Folsäuremangel auftreten. Vor allem bei gewünschter Schwangerschaft und während dieser sollte auf ausreichende Versorgung mit Folsäure geachtet werden, da ein Mangel die Entstehung von Neuralrohrdefekten wie eine Spina bifida oder Anenzephalie begünstigt. Es gibt weiterhin Forschungen, die den Zusammenhang von Folsäuremangel und Frühgeburtlichkeit, angeborenen Herzfehlern und Autismus intensiv untersuchen. Ein Folsäuremangel kann zu einer perniziösen Anämie führen. Des Weiteren sollte bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Arteriosklerose auf eine ausreichende Versorgung mit Vitamin B9 geachtet werden.
Vorkommen
Vitamin B9 kommt vor allem in Hülsenfrüchten wie Linsen, Kichererbsen und Sojabohnen vor, aber auch in dunkelgrünen Gemüsen wie Grün- und Rosenkohl sowie Spinat und Kräutern. Einen besonders hohen Gehalt an Folsäure enthalten jedoch Hefen (bis zu 2.500 µg je 100 g) und Getreidekeime und -kleie (insbesondere Weizenkeime) mit bis zu 600 µg je 100 g Rohgewicht. Aber auch tierische Produkte wie Kalbs- und Geflügelleber, Eigelb, Rindfleisch und Nieren sind reich an Folsäure.
Versorgungssituation
Eine in 2008 durchgeführte Nationale Verzehrsstudie II hat das Ernährungsverhalten der deutschen Bevölkerung untersucht. Als Bemessungsgrundlage für die Beurteilung der Versorgung mit Nähstoffen werden die Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) herangezogen.
In Deutschland herrscht eine gravierende Unterversorgung der Bevölkerung mit Folsäure; 79 % der Männer und 86 % der Frauen erreichen die empfohlene tägliche Zufuhr von Folsäure (in Form von Folat-Äquivalenten) nicht. Vor allem im Alter ab 65 Jahren ist die Versorgung besonders schlecht, ca. 90% der Männer und Frauen nehmen die täglich empfohlene Zufuhrmenge nicht auf.
Empfohlene Tagesdosis
Die empfohlene Tagesdosis an Folsäure beträgt 200 µg. Dabei stellt dieser Wert (NRV - Nutrient Reference Value) die Empfehlung der Europäischen Union (EU) dar, die ein gesunder normalgewichtiger Mensch täglich zu sich nehmen sollte, um seinen durchschnittlichen Bedarf zu decken. Die sichere tägliche Höchstmenge für synthetische Folsäure liegt bei 1.000 µg.
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung gibt einen Schätzwert für eine tägliche Aufnahme von Folsäure für Jugendliche und Erwachsene ab 15 Jahren von 300 µg an. Schwangere sollten eine Versorgung von 550 µg anstreben, stillende Mütter von 450 µg. Weiterhin sollten Frauen, die schwanger werden möchten, bereits im Vorfeld zusätzlich zu einer folatreichen Ernährung 400 µg synthetische Folsäure pro Tag in Form eines Präparats einnehmen, um Neuralrohrdefekten vorzubeugen.
Der individuelle Bedarf kann dabei über den angegebenen Werten liegen z. B. aufgrund verschiedener Faktoren wie Ernährungsweise, Schwangerschaft & Stillzeit, Genussmittelkonsum, Medikation, Alter und Geschlecht etc..
Wirkung
Die von der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA – European food safety authority) als gesichert angesehenen Wirkungen von Folsäure für den Menschen sind nachfolgend aufgeführt: